Stacey Gillian Abe - Shrub-let of Old Ayivu | Karla Tappenbeck

Stacey Gillian Abe wurde 1990 in Kampala im afrikanischen Staat Uganda geboren. Sie schloss 2014 an der Kyambogo Universität mit einem Bachelor in "Art and Industrial Design" ihr Studium ab und begann ihre Werke auszustellen. Ihre Arbeiten bestehen aus Fotografien, Installationen, Skulpturen, Performancekunst und Malerei. Unter anderem wurden ihre Werke in London, Los Angeles, Paris, Wolfsburg und Florenz sowie in Johannesburg, Kampala und Kapstadt ausgestellt. 2022 präsentierte sie ihre erste Einzelausstellung mit dem Namen "Shrub-let of Old Ayivu" in London. Nicht nur in Ausstellungen bekam Stacey Gillian Abe Anerkennung für ihre Kunst. Die US-amerikanische Zeitschrift "Forbes" listete sie 2018 in "Forbes Africa 30 under 30 Creatives" auf. Momentan lebt und arbeitet sie in Kampala, Uganda. 

In den Werken von Stacey Gillian Abe spiegeln sich ihre Erinnerungen und Erfahrungen als "schwarze Frau" in der Gegenwartskultur und ihrer Vergangenheit wider. Sie versucht nicht nur ihre eigenen Erfahrungen einzufangen, sondern auch ihre Bindung zu ihrer Gemeinschaft. 

Abe versucht in ihren Bildern die politisch geforderte Unabhängigkeit der schwarzen Identität zu zeigen, und Themen wie Esoterik, Geschlecht und kulturelle Mystik zu behandeln. Durch ihre autobiografischen Dokumentationen bringt sie Vergangenes und Gegenwärtiges zusammen. Seit der Kolonialzeit habe sich, nach Aussage der Unit London Gallery, Diskriminierung verfestigt, indem die Existenzweisen von BPoC (Black and People of Color) unbeachtet bleibe und eine neue Art der Abhängigkeit vom globalen Norden geschaffen wurde. "Through my work, I am able to reimagine an alternative future where, in these worlds I create, we are free, unapologetic and provocative, taking up spaces and positions only imaginable" (Stacey Gillian Abe). Ein weiterer Fokus fällt auf ihre Kritik an der stereotypen Darstellung von Women of Color. Sie versucht die Stärken und die Empfindungen des weiblichen Körpers und ihre Identität herauszustellen und an die "Anpassungsfähigkeit des menschlichen Geistes [zu] appellieren".

 Durch den unnatürlich gewählten Hautfarbton Indigo lässt sie die Möglichkeit einer größeren Interpretationsfreiheit zu, sowie den Befreiungsgestus "die Geschichte anders zu erzählen". Die Farbe hat eine jahrhundertalte Tradition in ihrem Herkunftsland Uganda. Die Farbe gelangt sowohl über den ostafrikanischen Sklavenhandel oder den arabischen Sklavenhandel als auch auf dem Handelsweg über den indischen Ozean nach Ost-Afrika. Arua, das Dorf aus dem Stacey Gillian Abe stammt, liegt an der Grenze zur Demokratischen Republik, dem Sudan und Uganda. Für die Seidenproduktion wurden in diesem Gebiet viele Menschen entführt und zur Arbeit gezwungen. Sie nutzt die Geschichte der Farbe und des Stoffes in ihren Bildern, um auf die Vergangenheit der BPoC hinzuweisen und diese aufzuarbeiten. Gleichzeitig spielt sie mit den Traditionen ihrer Kultur. Oftmals verwendet sie das Element der Stickerei, da dies als "weibliche Geste" gilt. Stacey selber lernt dieses Handwerk von ihrer Mutter, welche es wiederum von ihrer Mutter gelernt hatte. Die Technik der Stickerei wird seit Generationen unter den Frauen in ihrer Gemeinschaft weitergegeben. Die besonders in der Ausstellung "Shrub-let of Old Ayivu" dargestellte Jutepflanze ist eine seit Jahrhunderten in vielen Bereichen eingesetzte Pflanze, welche im Ayivu Clan als Totem gilt, somit spielen nicht nur ihre eigenen Erfahrungen eine Rolle, sondern auch die ihrer Kultur und Gemeinschaft. 

Abe arbeitet mit unterschiedlichen Medien und Materialien wie Fasern, Texturen und mit fotografischen Praktiken. Sie setzt ihren Fokus nicht nur durch die Motivwahl, sondern ergänzt diesen durch ihre gewählte Technik auf das Handgemachte, das Genähte und Zusammengestellte. Die Stickerei soll die Figuren in ihrer Weiblichkeit unterstützen und von der stereotypischen Zuschreibung der Gesellschaft befreien. Die Jute steht für Abe's Herkunft und Vielseitigkeit. Die Künstlerin versucht den Figuren in ihren Bildern einen Raum von Freiheit und Perspektive zu erschaffen, die jenseits der Sichtweisen liegt, die von der Außenwelt auf die Identität von BPoC projiziert werden. In ihren Werken ist immer ein autobiografischer Teil vorhanden, den sie in imaginären Räumen vergegenständlicht. Dadurch entsteht ein "surreal-mystisches Element". Jede ihrer Figuren erzählt eine eigenen Geschichte, doch zusammen werden sie zu einem kraftvollen und intim verflochtenen Gesamtwerk, das sich "zusammenfügt wie die einzelnen Fäden eines Wandteppichs".


Englische Fassung:

Stacey Gillian Abe was born in 1990 in the city Kampala in the African state Uganda. In 2014 she graduated from Kyambogo University with a Bachelor's degree in "Art und Industrial Design" and began exhibiting her work. Her works consist of photographs, sculptures, installations, performances and paintings. She exhibited in Paris, London, Los Angeles, Wolfsburg and Florenz as well in Johannesburg, Kampala and Cape Town. In 2022 she had her first solo show titeld "Shrub-let of Old Ayivu" in London. It is not only in exhibition that Stacey Gillian Abe has received recognition for her art. The "Forbes" an America magazine lists her in "Forbes African 30 under 30 Creatives" in 2018. She currently lives and works in her hometown Kampala, Uganda. 

Stacey Gillian Abe's work reflect her memories and experiences as a black woman in past. She tries to capture her own experiences, but also her bond with her community. Abe attemps to show the independence of black identity in her imagines and to address themes of gender, spirituality and cultural mysticism. 

Through her autobiographical documentaries, she brings together the past and the present. Since colonial times, the idea has been entrenched that the existence BPoC (Black and People of Color) remain unnoticed. "Through my work, I am able to re-imagine an alternative future where, in these worlds I create, we are free, unapologetic and provocative, taking up spaces and positions only imaginable". She also focuses on her critique of the stereotypical representation of black woman. She seeks highlight the strengths and sensibilities of the female spirit an to "apply to the adaptability of the human mind". By choosing indigo as the skin color, she gives the possibility of greater interpretive freedom, as well as "telling the story differently". The color has a century-long tradition in its country of origin. It was brought over the East African Slave Trade or the Arabi Slave Trade and the trade route across in the Indian Ocean. Arua, is the village Stacey Gillian Abe comes from, is on the border of the Democratic Republic of Congo, Sudan and Uganda. There, many people were kidnapped for the slave trade and forced to work in the silk production. Abe uses the history of color and fabric to refer to the history of BPoC. At the same time, she plays with the tradition of her culture. She often uses the element of embroidery as this is considered a the "female gesture". Stacey herself learns the craft from her mother, who learned it from her mother. The craft has been passed down among the woman in her community for generations. 

Abe works with a lot of different techniques such as fibers, textures and light photography. She focuses on the handmade, stitched and paired not only through her choices of subject but also through her technique. The embroidery is meant to support the figures in her paintings in their femininity and free them from the pressures of society's . The artist tries to offer the figures in her paintings a space of freedom and an escape from the pressures of the outside world. Furthermore, she depicts the beauty contradicts that of the global North. There is always an autobiographical part in Abe's works, which materializes in imaginary spaces. This creates a "surreal-mystical Element". Each of her figures tells a story of its own, but they blend together like the individual threads of a tapestry. 



Literatur:

https://bode.gallery/de/artists/30-stacey-gillian-abe/overview/

https://www.creativeboom.com/inspiration/stacey-gillian-abe/

https://www.newexhibitions.com/e/60408

https://www.rampe.de/stacey-gillian-abe/

https://www.staceygillianabe.com/

https://unitlondon.com/exhibitions/stacey-gillian-abe-shrub-let-of-old-ayivu/

https://www.urbanekuensteruhr.de/de/artist/stacey-gillian-abe


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